Alles wieder gut - neue Trac Loc Scheiben dank eurer Hilfe drinne!
Der Übeltäter war eine gebrochene Scheibe:
Die zwei inneren Scheiben der Trac Loc sind konkav und pressen gegen die jeweils 8 Lamellenscheiben. So erklärt sich mir jetzt auch warum diese mit den Jahren anfällig für Materialermüdung sein können. Die Lamellen der übrigen Scheiben waren jedenfalls nicht sichtbar abgenutzt.
Zum Einbau der neuen Scheiben:
Ich habe die Vorgehensweise etwas an meine Umstände anpassen müssen. Habe leider keine Werkbank und Schraubstock, so dass ich mich entschlossen habe das Differentialgehäuse im Korb zu lassen. Der Korb fixiert also das Differentialgehäuse und eine Steckachse benutze ich zum drehen des Kegelrades. Das Differentialgehäuse kann ich bei Bedarf auch drehen, wenn ich die ATG/VTG Getriebe auf "N" stelle.
Um die Trac Loc Scheiben bei dieser Anordnung spreizen zu können, habe ich diverse Anregungen im Netz und auch hier im Forum (danke Andreas/blini) aufgegriffen und habe mir eine M10 Gewindestange mit 4,5cm Länge zugeschnitten. Zwei passende Muttern und zwei Unterlegscheiben mit 3cm Durchmesser. Das ganze gibts im Baumarkt für lau:
Natürlich ist im eingebauten Zustand denkbar wenig Platz an zwei Muttern mit zwei 17er Schraubenschlüssen zu schrauben. Daher ist es wichtig, einen Ringschlüssel gleich miteinzufädeln:
Aber von Anfang an:
Auto aufbocken, Hinterräder ab und Vorderräder mit Keilen sichern (wichtig, da ich VTG und ATG auf N stelle)
Bremstrommel ab
Differnetialdeckel ab und Öl ablassen
Säubern mit Bremsenreiniger, Dichtungsreste abschaben
Getriebe auf N und Differentialgehäuse so weit drehen bis die kleine 1/4 Zoll 12-Kant-Schraube zu sehen ist, die den Mittelbolzen fixiert.
Schraube vorsichtig mit 1/4 Zoll 12-Kant-Schlüssel lösen. (lieber erst mit gar nichts anderem probieren)
Mittelbolzen ziehen
eine Steckachse nach innen drücken und C-Clip ziehen, dann die andere.
jetzt drehe ich die Öffnung des Differentialgehäuses nach vorne und stelle ATG und VTG auf irgenwas ausser N. Damit ist das Diff fixiert.
Spreizwerkzeug samt 17er Ringschlüssel zwischen die Antriebskegelräder friemeln und die Muttern nach aussen drehen. Das ist mit Abstand der schwierigste Teil, wenn mann keine Gummifinger hat
wenn die Gewindestange sitzt benutzt man einen 17er Schlüssel zum halten und den eingefädelten zum Schrauben. Ziel ist es die Kegelräder etwas nach aussen zu pressen, so dass die kleinen Kegelräder oben und unten ein kleines Stück beweglich werden ... aber nicht zu weit nach aussen pressen, denn das bremst ja die Achsen ...
... denn eine Achse dreht man nun gegen den Widerstand der zusammengepressten TracLoc solange, bis sich die Kegelräder oben und unten in die Horizontale bewegen und dann samt Unterlegscheiben entnommen werden können. Um die Achse zu drehen benutzt man einfach ein Stück Rohr, das man zwischen die Radbolzen klemmt. (Ich habe einfach den Hebel des Wagenhebers benutzt)
Falls sich die Achse nicht drehen lässt, Muttern des Spreizwerkzeuges etwas lösen. Die Balance findet man, wenn der Kraftaufwand zum drehen der Achse etwas mehr ist, als wenn ich z.B. Radmuttern mit 120Nm anziehe. Vielleicht um die 150Nm.
Hab ich dann die kleinen Kegelräder draussen, lassen sich die Antriebskegelräder links und rechts zusammen mit den Lamellenscheiben leicht entfernen. Die Steckachsen zuvor aber jeweils um 10cm rausziehen.
Jetzt sollte man sich genau ansehen in welcher Reihenfolge die alten Scheiben angeordnet sind. Von innen nach aussen: Konkave Scheibe Wölbung zeigt nach innen, Scheibe mit Ohren, Scheibe ohne Ohren, Scheibe mit Ohren, etc.
An dieser Stelle kann man sich überlegen, ob man die Lager auch gleich mittauschen will. Dazu wären nur noch 4 Schrauben zu lösen.
Bevor man die neuen Scheiben in der richtigen Reihenfolge auf die Kegelräder legt unbedingt in ein Ölbad geben. Ich habe auch einen Schuss FM beigemischt.
Dann die beiden Kegelräder und Scheiben wieder einsetzen und Achsen einschieben (man achte darauf, dass sich die Halteklammern der Scheiben auch wirklich ganz in ihren Aussparungen einfügen. Falls sie nicht bündig abschliessen, befindet sich eine oder mehrere Scheiben ausserhalb der Klammer)
Jetzt wieder die Gewindestange samt Muttern, Unterlegscheiben und Ringschlüssel dazwischen spannen und wie gehabt nur so fest schrauben, dass man die Steckachsen gerade noch drehen kann.
Zuerst ein kleines Kegelrad einlegen und Achse soweit drehen, dass sich das kleine Kegelrad in die Vertikale eindreht. Das zweite kleine Kegelrad genau gegenüber einlegen und solange eindrehen, bis sich die kleinen Räder oben und unten vertikal gegenüber stehen.
Die zwei Unterlegscheiben der Kegelräder sind noch nicht verbaut! Dies ist wichtig, denn die Scheiben lassen sich nicht mit ihren Kegelräder eindrehen. Zu wenig Platz.
Um sich jetzt viel Arbeit zu ersparen sollte man penibelst auf die Ausrichtung der Kegelräder und den Löchern für den Führungsbolzen achten. Dazu ATG/VTG auf N, Differentialgehäuse drehen und den Bolzen probehalber einführen. Wenn alles passt Bolzen wieder raus und Gehäuse zurückdrehen.
Jetzt schrauben wir die Muttern der Gewindestange viel fester zu als bisher. Dadurch entsteht gerade soviel Spiel zwischen Differentialgehäuse und den kleinen Kegelrädern, dass sich die Unterlegscheiben einfach in den Spalt schieben lassen.
Bevor man die Muttern wieder löst und die Gewindestange entgültig entfernt, rate ich dringend dazu den Bolzen wieder zu benutzen um die Ausrichtung der Löcher zu prüfen.
Wenn alles passt, Gewindestange raus, danach Achsen abwechselnd reindrücken und mit ihren C-Clips fixieren.
Dann Bolzen rein und mit der 1/4 Zoll Schraube fixieren.
Differentialdeckel samt Dichtmasse wieder anschrauben und ÖL und Friction Modifier einfüllen. Fertig.
Ich hoffe diese kleine Anleitung gibt vielen Unschlüssigen Mut sich ohne Werkstatt, Hebebühne und Profiwerkzeug an so ein Projekt zu wagen. Das einzig kritische must have Werkzeug ist der 1/4 Zoll 12-Kant-Ringschlüssel.
Ansonsten alles easy.
Viel Glück
Stefan